Dienstag, 10. April 2012
Amateurfunk - Was ist das ?
Amateurfunk - was ist das überhaupt ?
Dieser Frage bin ich schon auf meiner Webseite " http://www.dc7hs.de " nachgegangen, habe sie aber mehr im technischen Bereich durchleuchtet, weshalb ich den Versuch unternehme, das mal von der allgemeinen Sichtweise anzugehen.
Man stelle sich folgende Situation vor, ein Vater fährt mit seinem Sohn im Auto eine Straße entlang, plötzlich sehen sie ein anderes Auto vor sich, welches im ersten Moment aussieht wie ein entsprungendes Autoscooterfahrzeug mit einer langen, dünnen Stange auf dem Dach, was beide mehr als nur bestaunen.
Jetzt kommt natürlich bei dem Jungen die Frage auf "Vater, was ist das ?".
Und da sind wir nun an dem Punkt angelangt, eine Erklärung dafür zu finden, was eben diese etwas längere Stange auf dem Autodach des Vordermannes überhaupt bedeutet.
Vielleicht ist der Vater in der glücklichen Situation, dieses lange "Etwas" als Antenne identifizieren zu können, deren Zweck er auf Anhieb entweder kennt, oder zumindest erahnen kann.
Ebenso kommt man des öfteren mal an Häusern und Plätzen vorbei, wo irgendwelche Drähte gespannt sind, oder vertikale Antennengebilde den Garten zieren, geschweige denn riesige drehbare Konstruktionen den Himmel bevölkern.
Viele Menschen kennen evtl. noch die früheren CB-Funk-Zeiten, in denen öfter mal Autos im Verkehr auftauchten, die eine solche Antenne irgendwo montiert hatten und deren Fahrer ein Mikrofon in der Hand hielten, mittels dessen sie mit anderen Gleichgesinnten kommuniziert haben.
Damals gab es noch keine Mobiltelefone, oder sie waren strikt einfach zu teuer, das mobile Internet war noch nicht erfunden, also war der Funkverkehr die einzigste Lösung zur drahtlosen Kommunikation untereinander.
Für den Laien war es natürlich schwierig, hier nun feststellen, war das nun ein CB-Funker, oder gar ein Funkamateur, weil Viele eben diesen Unterschied auch gar nicht kannten.
Gehen wir einfach davon aus, daß es sich allgemein um Funker gehandelt hat, denn beide Arten dienen zu allererst mal der Kommunikation über größere Entfernungen.
Daß CB-Funk ein sogenannter Jedermannsfunk ist und dadurch ohne jeglichen Wissensnachweis von allen Bürgern genutzt werden kann, hatten wohl schon Viele gewußt, aber was war jetzt eigentlich der Amateurfunk, worin unterscheidet er sich nun von dem besser bekannten CB-Funk ?
Beide dienen der Kommunikation, beide vereinen eine Menge Menschen, die ein gemeinsames Interesse und Gesprächsbedarf untereinander haben, denen Technik und dessen vielfältige Anwendung sehr am Herzen liegt und einer gewissen Hilfsbereitschaft der Gesellschaft gegenüber, weil mittels Funk sehr oft Hilfe in brenzligen Situationen herbeigeschafft werden kann.
Und genau diese Gemeinsamkeiten und das dafür bestehende Interesse schweißen auch Funker zusammen, sie stehen für die gleichen Werte ein, sie pflegen im Allgemeinen ebenso einen freundlichen Umgangston untereinander (Ausnahmen gibt es überall) und sie stehen füreinander ein.
Somit ist das Funkhobby erstmal ein Gemeinschaftsprojekt, welches Fremde zu Freunde macht und wo ein Jeder sich einbringen kann und dabei noch den Spass genießt, sich kostenfrei in größerem Rahmen unterhalten zu können, Funker sind nie alleine!
Das alte Bild eines im Keller hockenden Funkers ist schon längst passe, denn Funker kommunizieren nicht nur über ihr Medium zusammen, sondern sie treffen sich zu vielen verschiedenen Veranstaltungen und gemeinsamen Aktionen, die z.T. für ihren Spaß durchgeführt werden, aber eben auch Hilfsaktionen darstellen, um im Ernstfall den anderen Menschen und natürlich den Hilfs- und Rettungsdiensten zur Hand gehen zu können.
Und das geht auch Heute noch nicht ohne Funkverkehr vonstatten, weil eben moderne Kommunikationsmittel in solchen Fällen an ihre Grenze stoßen und gar ausfallen!
Das Handy, der Computer und das Internet versagen häufig in Katastrophenfällen, da wäre ohne Funkverkehr keine einzige Rettungsaktion planbar.
Und die jeweiligen Dienste könnten das alleine auch nicht schultern, sie kommunizieren über verschiedene, technische Systeme und können sich so nicht untereinander koordinieren, und hier setzt schon der Amateurfunk ein.
Nun kommen wir zum Teil schon in den Bereich des Unterschiedes zwischen Amateur- und CB-Funk, der im ersten Moment niemandem auffällt.
Ein Funkamateur muß im Gegensatz zum CB-Funker ein hohes fundiertes Wissen über Hochfrequenz- und Antennentechnik haben, grundlegende Kenntnisse der Elektrotechnik besitzen und sich mit Regel- und Gesetzeskunde bei der Kommunikation auskennen.
Dieses Wissen muß er in einer Prüfung vor einer Kommission der zuständigen Behörde - in diesem Fall der Bundesnetzagentur (früher Post) - nachweisen, bevor er seine Lizenzurkunde erhält und damit dann erst zur Teilnahme am Amateurfunk berechtigt ist.
Ein Funkamateur bekommt ein ihn eindeutig personifizierendes Rufzeichen, mit dem er sich immer zu melden hat und welches ihn dadurch klar für alle Anderen (auch der Behörde gegenüber) identifizierbar macht.
Der Amateurfunker besitzt natürlich weitgehende Rechte und Pflichten gegenüber dem Staat und der Gesellschaft, er ist von Hause aus schon zur Hilfe verpflichtet, kann aber dafür auch recht ausgedehnte Rechte in seinem Bereich in Anspruch nehmen.
Amateurfunk umfasst ein großes Arsenal an zur Verfügung stehenden Frequenzen, höhere Leistungen und damit größere Reichweiten, Selbstbau technischer Geräte, Weiterentwicklung von bestehenden Techniken und auch Forschung und Entwicklung neuer Technologien, die z.B. in der Raumfahrttechnik eingesetzt werden.
Ein Funkamateur ist praktisch ein Pionier der HF- und Elektrotechnik, sein Wissen verhilft zu neuen Erkenntnissen durch Planung,Testphase und Entwicklung einer neuen Technik.
Genau deshalb finden Funkamateure auch ihren festen Platz im Katastrophenschutz und Einsatz wieder, da nur sie durch ihr Wissen den Behörden und deren ausführenden Organen behilflich sein können.
Die Bundesnetzagentur achtet schon peinlichst genau darauf, daß Funkamateure keine Gefahr für menschliches Leben darstellen können, wie es leider z.T. in der Presse aufgebauscht worden ist, im Gegenteil, ein Funkamateur in der unmittelbaren Nachbarschaft kann im Ernstfall mal der einzigste Kontakt nach draussen sein, da seine Funkanlage größtenteils autark arbeitet, nicht unbedingt auf moderne technische Mittel und auf externen Strom angewiesen ist.
Die Funkamateure untereinander sind in den meisten Fällen einem gewissen "HAM-Spirit" unterlegen, jeder steht für den Anderen mit ein, gemeinsame Stärke und Ehrlichkeit führen zum Erfolg und machen gemeinsame Aufgaben lösbar.
Das Interesse am Hobby und der Kommunikation, die variantenreiche Ausübungsvielfalt des Hobbys bringen dabei Spaß und Freude mit sich, man redet viel miteinander und fördert dadurch den Zusammenhalt.
Dieses ist in unserer heutigen Zeit nicht gar selbstverständlich, leider eher häufig zu kurz geraten, weshalb wir nicht umsonst von einer "Ellbogengesellschaft" und egoistisch angehauchten Welt sprechen, hier kann sie durchbrochen werden!
Amateurfunk ist kurz gesagt ein Hobby, welches durchaus auch mit Pflichten und Aufgaben behaftet ist, wo durch Kommunikation oft Freundschaften geknüpft, gemeinsame Interessen gefördert und Entwicklungen vorangetrieben werden, und alles im Sinne der Gemeinschaft und ebenso zum Wohle der Gesellschaft.
Freude, Spaß und ein Zugewinn an Wissen machen dieses Hobby interessant, es ist vielfältiger als Computer oder Handy, es ist unabhängiger von technischen Ressourcen und dient tatsächlich der Allgemeinheit.
Die Ausübung des Hobbys ist wesentlich persönlicher, keine Anonymität wie beim Internet, Selbstbeweihräucherung muß hier nicht sein, denn jeder bringt sich so ein, wie er kann, gemeinsam kommt man nur zum Ziel.
Es ist auch das Hobby, welches die meisten Charaktere vereinen und verkraften muß, um den schon erwähnten HAM-Spirit bewahren zu können, was zum größten Teil auch gelingt.
Bei rund 5 Millionen Funkamateure weltweit gibt es wirklich eine Menge zu vereinen, aber gerade diese Meinungsvielfalt macht u.a. den Erfolg des Amateurfunks aus.
Es ist im Gegensatz zu anderen Dingen schon noch eine überschaubare Anzahl an Interessenvertretern, die sich aber darüber bewußt sind, daß sie eine besondere Aufgabe im gesellschaftlichen Leben auf unserer Erde erfüllen, nämlich auch den Frieden zu erhalten durch Kommunikation.
Der Amateurfunk ist völlig frei von wirtschaftlichen, religiösen oder gar politischen Zwecken, hier geht es rein nur um das Hobby und was damit bewirkt werden kann.
Je größer eine solche Gemeinschaft wird, desto eher hat sie Aussichten auf Erfolg, weshalb Funkamateure und deren Organisationen weltweit zwingend Nachwuchs brauchen und vieles dafür tun, um diesen zu erhalten.
Noch ist dieses Hobby nicht so stark in das Interesse der jüngeren Generation gerutscht, da Internet und Mobilfunk durchaus übermächtige Konkurrenten sind und vor allem ohne einen Wissensnachweis ausgeübt werden können, jedoch führt deren Ausübung nicht zu den angestrebten Zielen, ist angreifbar und wird mehr als nur politisch und wirtschaftlich genutzt, zudem versagt es im entscheidenen Augenblick!
Was gibt es Schöneres als ein nettes Gespräch mit tausenden von Gleichgesinnten auf der ganzen Welt, eben persönlich und mit all seinen Charakteren, das schärft den Zusammenhalt und ergibt wirklich feste Freundschaften.
Es gibt einem zusätzlich das Gefühl, zu etwas Großem dazuzugehören, nicht alleine zu sein, keinen stummen Kasten vor der Nase zu haben, das Verständnis füreinander zu stärken.
Zumal das Eine das Andere Heute eh nicht mehr ausschließt, denn Amateurfunk ohne Computer und Internet ist fast undenkbar bei den vielfältigen Einsatzmöglichkeiten und den vielen Betriebsarten, die es momentan gibt.
Wichtig ist nur, es geht im Ernstfall auch Ohne, das muß einem Jeden bewußt sein, ein Funkgerät kann autark arbeiten und seine Aufgabe erfüllen, wenn der Operator weiß, was er macht!
Aber es sei noch gesagt, viele der heutigen und auch der zukünftigen Funkamateure kommen aus dem Bereich des CB-Funks, der ohne Zweifel genauso seinen Platz im Großen Ganzen hat, denn auch dort wird für Gemeinsamkeit, Hilfe und Spaß am Hobby gearbeitet.
CB-Funker sind flexibel und unterstehen nicht so sehr dem behördlichen Regelwerk, sie können ebenso eine wichtige Rolle beim Katastropheneinsatz einnehmen, denn auch sie besitzen zum Teil große Erfahrungen im Umgang mit der Funktechnik und sind in der Masse noch breiter angelegt.
Darum sollte auch kein Funkamateur herabwirkend auf CB-Funker dreinschauen, unter ihnen befinden sich recht fähige Leute, die das gleiche Ziel wie die Funkamateure haben und vor allem die Erfahrungen der CB-Zeit zur Vorbereitung auf die Amateurfunkprüfung nutzen.
Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, daß ich meine CB-Funkzeit nicht missen möchte und dabei viel gelernt habe, ohne sie wäre ich kein Funkamateur geworden!
Dieser Beitrag ist eigentlich nur ein Erklärungsversuch der Frage "Was ist Amateurfunk", ich glaube stark, daß es bisher kaum gelungen ist, jemals eine komplett zusammenhängende Erklärung dieser Frage zu gestalten und niederzuschreiben.
So auch in diesem Fall, sicher fehlen einige Aspekte und ebenso gravierende Fakten, aber ich hoffe eigentlich nur, das Ganze mal aus meiner Sicht etwas nähergebracht zu haben, dann ist schon mein Ziel erreicht.
Jeder kann sich seine Gedanken dazu machen und vielleicht für sich selbst entscheiden, ob er nicht teilhaben möchte an der weiteren Entwicklung des Funkverkehrs mit all seinen Pro und Contras.
Es wäre wünschenswert, da nur eine flächendeckende Struktur im Ernstfall richtig hilfreich sein und nur eine starke Gemeinschaft Ziele wie Frieden und Verständnis durchsetzen kann.
Es grüßt Euch Euer Tom
-DC7HS-
Bilder von DF1KSP, DD7LP, DK8VD und HB9CIC
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