Nachdem ich wieder mehr Zeit hatte,
machte ich mich daran, mich mit preiswerten Vertikalstrahlern für
die Kurzwelle zu beschäftigen, da viele Funkamateure noch nach
Lösungen suchen, die am Campingplatz, beim Portabelbetrieb und auch
zuhause bei geringem Platzbedarf gefragt sind.
Warum also dabei auf die
Flachstrahlcharakteristik verzichten, gerade bei DX von enormer
Bedeutung und ein echter Vorteil gegenüber Steilstrahlern
(horizontalen Drähten).
Viele Konstruktionen werden belächelt
und in der Theorie auseinandergenommen, aber die Praxis zeigt
tatsächlich ein anderes Bild, was zum Teil an eine detailgenaue
Aufbauweise beruht.
Oftmals werden Kleinigkeiten vergessen,
Fehler beim Aufbau gemacht und somit falsche Annahmen veröffentlicht.
Wir hatten schon mal erste Erfahrungen mit einer speziellen Vertikalantenne gemacht.
Bilder dazu gibt es im ersten Bericht, bei den vor zwei Tagen stattgefundenen Tests blieb die Kamera zuhause - blöderweise, werden aber noch nachgereicht.
Genau darum wurde die Antenne namens „
XP-12 „ von uns nochmals unter anderen Bedingungen getestet, die im
Grunde nichts anderes darstellt wie eine endgespeiste Antenne in
Vertikalbauweise.
Aber die Testversuche brachten
erstaunliche Ergebnisse, die man einer solchen Antenne nie
zugeschrieben hätte.
Zum Versuchsaufbau ist folgendes zu
sagen, ich nahm ein Dreibeinstativ, welches auf 4 m Länge ausgezogen
werden kann und brachte daran erstmal diese 8,50 m lange Aluantenne
an.
Sie wird isoliert vom Metallmast
angebracht, hat einen recht hochwertigen 1:9 Unun im
Fußpunktanschluß, ist wetter- und witterungsfest und ist mit ihrer
stabilen Bauweise auch so manchem Sturm zum Trotz stehengeblieben.
Es gibt sie auch als „ XP-19 „,dann
ist sie 1 m kürzer, aber stärker verbaut, die Wirkungsweise wurde
dadurch nicht merklich verändert.
Sie sollte in stürmischen Gegenden
eingesetzt werden, wenn sie als Stationsantenne zuhause dient.
Nach der Montage am Mast wurde ein Icom
IC-738 mit externen Tuner LDG-100 Pro angeschlossen und mit RG-213 an
der Antenne angeschlossen.
Die ersten Signale auf 40 m kamen klar
und deutlich mit relativ guten Signalwerten, was aber auch am guten
Empfänger des IC-738 gelegen hat.
Auf 10, 12, 15, 17 und 20 m war ein
starkes Grundrauschen vorhanden, viele weitgelegene Stationen waren
trotz hervorragender Filtertechnik nicht merklich deutlicher zu
vernehmen.
Eine erste Enttäuschung kam auf, doch
dann die Idee, der Einfall, den man bei horizontal endgespeisten
Antennen auch macht, indem eine Erdleitung an die Halterung der
Antenne angebracht wurde und mit einem Erdspieß mit dem Boden in
Berührung stand.
Plötzlich änderte sich das Verhalten,
das Grundrauschen sank, die Feldstärken stiegen um 3 – 4 S-Stufen
an.
Alle Bänder inclusive 80 m waren gut
gefüllt und viele Stationen waren laut und deutlich zu vernehmen.
Nun ging es an den Sendebetrieb, alles,
was normalerweise zu hören ist, kann auch gearbeitet werden,
zumindest in der Theorie.
Wir begannen auf 10 m und arbeiteten
auf Anhieb West- und Ostküste der USA, Kanada, Asien, Australien und
Neuseeland.
Es setzte sich auf 12, 15 und 17 m
fort, wir bekamen recht ordentliche Rapporte, wobei auf Gegenseite
zum Teil Erstaunen eintrat, als wir von den Arbeitsbedingungen und
der Antenne berichteten.
Auf 20 m konnten wir sogar an einigen
Pile Ups teilnehmen und erarbeiteten dort 140 Stationen in drei
Stunden.
40 m war überhaupt kein Problem,
Europa und die USA wurden selbst dort erreicht, weite Teile Rußlands
(auch der asiatische Teil) und Afrika gingen einwandfrei.
Auf 80 m hatten wir zumindestens in DL
gute Erfolge, Schweden, Dänemark,Frankreich und Polen gingen auch da
ins Log.
Für eine Antenne, die derzeit 139,-
Euro kostet, war das ein Erfolg, der ihr in der Theorie nie
zugeschrieben wurde und von Vielen auch schlicht für unmöglich
gehalten wird.
Diese Versuche zeigten aber, daß von
dieser „nicht funktionierenden Antenne“ mehr zu erwarten ist als
angenommen.
Gearbeitet wurde übrigens mit 85 Watt
PEP, um den Versuchsaufbau vollständig zu machen.
Als Vergleichsantenne stand eine 35 m
lange G5RV- Dipolantenne zur Verfügung, an die ein Kenwood TS-480
SAT angeschlossen war.
Der Vertikalstrahler war von 10 – 20
m um 1 – 2 Stufen besser bei gleicher Leistung, auf 40 m immerhin
noch um 1 Stufe und bei 80 m fast gleich mit leichten Vorteilen beim
Dipol.
Das ist aber logisch aufgrund der
mechanischen Länge der Drahtantenne und ihrer Steilstrahlung im
Europabetrieb.
Jeder Funkamateur weiß, was 1 – 2
Stufen im DX-Verkehr ausmachen, deshalb sahen wir diese Antenne
„XP-12“ als Gewinn gegenüber jeglichen Drahtantennen an.
Wer also wirklich Platzprobleme hat,
oder im Gelände schnell mal qrv sein will, ohne den Aufenthaltsort
nach bestimmten Aufhängepunkte für eine Drahtantenne absuchen zu
müssen, sollte auf diese Antenne zugreifen.#
Sie war innerhalb von 25 Minuten
aufgebaut und einsatzbereit, der Dreifuß sollte mit Sandsäcken noch
beschwert werden, um bei Windboen keine böse Überraschung zu
überleben.
Natürlich kann die Antenne auf jeden
x-beliebigen Mast angebracht werden, wichtig war dabei, daß schon
eine Höhe von 3 – 4 m ausreicht.
Fazit:
Die XP-12 oder XP-19 ist eine
wirkungsvolle Alternative im Kampf um Signalstärke und einfachen
Aufbau, das Preis-Leistungsverhältnis ist mehr als nur in Ordnung.
Bevor man über eine Antenne herzieht
und ihr schlechte Eigenschaften andichtet, sollte man diese erstmal
probieren und auf kleine Details im Antennenbau achten.
Wie jede Vertikalantenne braucht auch
sie HF-Erde, dann klappt es auch mit dem „Nachbarn“.
Bei Dachmontage bietet sich unter
anderem ein großflächiges Kaninchendrahtgeflecht von 2 m mal 2 m
an, welches unter Dach auf dem Dachboden ausgelegt wird, falls der
Weg zum Boden mit gutem Erdkabel zu schwierig wäre.
Die Antenne ist bei FTV-Austermayer zu bekommen, er hält auch eine Kurzversion für 10 –
40 m bereit mit Namen XP-11.
Nun macht Eure eigenen Erfahrungen, es
wird aber einige sicherlich in Erstaunen versetzen !
Gutes muß nicht immer teuer sein, das
trifft hier zu.
Vy 73
Euer Tom
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